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Äthiopien - Sidama Union

Das Land in Stichworten

Äthiopien befindet sich nach dem Niedergang des sozialistischen Einparteiensystems und dem im Jahre 1991 beendeten Bürgerkrieg in einer Phase der Neuorientierung und des Wiederaufbaus. 1995 fanden die ersten freien Parlamentswahlen statt.
Äthiopien gehört zu den ärmsten und am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. Über die Hälfte der Äthiopier lebt seit Jahrzehnten in Armut. Als Gründe hierfür werden die geringe wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und das starke Bevölkerungswachstum gesehen.

Äthiopiens Wirtschaft wird vom Landwirtschaftssektor dominiert und stellt so die Hälfte des BIPs, 85% der Exporte und 80% der Beschäftigung. Trotzdem kann die landwirtschaftliche Produktion nicht mit dem Bevölkerungswachstum mithalten. Die Industrie steuert dagegen nur 11% zum BIP bei. Ein starker wirtschaftlicher Liberalisierungsprozeß und die Verpflichtung des Staates, förderliche Umstände für die Entwicklung des privaten Sektors zu schaffen, haben den Export steigern können. Zu den wichtigsten Ausfuhrgütern Äthiopiens gehört Kaffee, Häute und Felle, Gemüse und Früchte, aber auch Kautschuk und Erze.

Die Produzenten

Das von den Kaffeebauern bewirtschaftete Land ist in staatlichem Besitz, sie haben jedoch ein Nutzungsrecht, das an Kinder oder Ehefrau vererbt werden kann. Durch die Aufteilung und Vergabe des Landes an die Söhne werden die Landstücke allerdings immer kleiner und können oft kaum noch eine Familie ernähren. Die Infrastruktur in den ländlichen Gegenden ist wenig entwickelt. Die meisten Kooperativen sind nur über Erdstrassen erreichbar, die zur Regenzeit schwer passierbar sind. Wasser muß von den Frauen und Kinder auf dem Kopf, per Karren oder Esel von den zentralen Wasserstellen herbeigeschafft werden. Das größte Problem der Kooperativen und ihren Mitgliedern ist die fehlende Finanzierung während der Erntezeit, da sie bei den Banken meistens nicht kreditwürdig sind und die Union nur über begrenzte Mittel zur Unterstützung verfügt. Deshalb ist die Vorfinanzierung des Fairen Handels ein wichtiger Beitrag zur Stabilisierung der Kooperativen. Die Sidama Union hat im fairen Handel ein neues Betätigungsfeld erschlossen. Die genaue Nutzung des Mehrpreises wird festgelegt, angestrebt ist die komplette Weitergabe des Mehrpreises an die Kooperativen, die einen Teil des Geldes in einem Sozialfonds anlegen, und den anderen Teil direkt an die Bauern auszahlen sollen. So besteht die Möglichkeit aus dem Sozialfonds ein Gemeinschaftsprojekt mehrerer Kooperativen einer Region zu gründen. Die rechtlichen Grundlagen für die Unions regeln die Gewinnverteilung so, dass 30% für die Kostendeckung und Kapitalisierung in der Union verbleibt, die restlichen 70% werden anteilig an die Kooperativen ausgegeben. Dieser Anteil richtet sich nach der Menge des abgelieferten Kaffees und nach den Anteilen der Kooperativen an der Union. Nach dem gleichen Verfahren behalten die Genossenschaften 30% und geben die restlichen 70% anteilig an die Mitglieder aus. Die Rolle der Frauen in der Union bzw. den Genossenschaften ist bisher recht unbedeutend. Der Anteil von Frauen als Mitglieder ist gering, meist sind es Witwen, die das Land und die Mitgliedschaft von ihrem Mann geerbt haben. Alleinstehende Frauen oder Ehefrauen als Mitglieder sind die Ausnahme. Die Kooperativen haben jedoch beschlossen, dass 20% bis 50% der Vorstandsmitglieder von Frauen gestellt werden soll. Die Sidama Union hat zwanzig Patenschaften für den Schulbesuch übernommen, fünf davon sind Mädchen.

Produktion und Vermarktung

Die Kaffee-Zonen sind in Äthiopien begünstigte Zonen, mit ausreichend Wasser und relativ guten Böden. Die 82.275 Mitglieder der Sidama Union bewirtschaften insgesamt eine Fläche von 70.000 ha mit Sidamo-Kaffee. Dieser wächst überwiegend unter alten hohen Schattenbäumen und im Mischanbau mit Ensete, der falschen Banane. Am Rande der Parzellen bauen die Produzenten Gemüse, Knollenfrüchte und Zuckerrohr an. Neun der Kooperativen der Sidama Union sind bio-zertifiziert (von BCS Öko-Garantie) und acht Kooperativen sind im FLO-Register eingeschrieben. Für die Verarbeitung des Kaffees besitzen die Genossenschaften eine Kaffee-Schälmaschine für Sundried Coffee (als Kaffeekirsche getrocknet) und Naßschälmaschinen. Außerdem verfügen sie über zahlreiche Lagerhäuser und auch einige Lastwagen für den Transport des Kaffees sind in ihrem Besitz. Geplant ist die Gründung einer Genossenschaftsbank in Zusammenarbeit mit Kooperativen aus anderen Produktionsbereichen sowie der Aufbau einer eigenen Kaffeeverarbeitungsanlage und eines Kaffeelabors. Auch die Diversifizierung in Anbau und Vermarktung wird angestrebt. Die US-amerikanische Nichtregierungsorganisation ACDI/VOCA unterstützt die Sidama Union mit technischer Beratung, Fortbildungen und der Teilnahme an einigen Kaffee-Spezialitäten Messen in den USA. Der Schwerpunkt der Beratung von VOCA liegt im kaufmännischen Bereich sowie der Vermarktung.

 

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