In den 70er Jahren galt Tansania als das Modell für einen afrikanischen Sozialismus. Das von dem legendären ersten Staatspräsidenten des Landes, Julius Nyere, propagierte Ujamaa-Konzept (Swahili: Wie eine Familie leben) griff traditionelle Formen des Gemeinschaftslebens auf und verband sie mit Elementen staatlicher Planung und Lenkung. Mit der Einrichtung von Genossenschaftsdörfern sollte vor allem die ländliche Entwicklung voran getrieben werden. Im Rahmen der Arusha-Erklärung von 1967 wurden die wichtigsten ausländischen Betriebe verstaatlicht; es entstanden zahlreiche Kontroll- und Planungsbehörden. Das Ziel der wirtschaftlichen Unabhängigkeit (self-reliance) konnte aber bis heute nicht erreicht werden. Trotz teilweise beachtlicher Erfolge besonders im Erziehungs- und Gesundheitswesen stieß die Ujamaa-Politik bei der ländlichen Bevölkerung zunehmend auf passiven Widerstand. Die Bauern produzierten für die Eigenversorgung statt für den Markt, weil sich der Verkauf ihrer Produkte für sie nicht lohnte. Devisenmangel bei gleichzeitigem Preisverfall für die wichtigsten Exportrohstoffe haben die wirtschaftliche Krise verschärft. Seit einigen Jahren verfolgt Tansania deshalb eine Politik der Liberalisierung, die den Bauern mehr Produktionsanreize bieten soll.
Die Kagera-Region liegt am Rande des Victoria-Sees im äußersten Nordwesten von Tansania. Hier nahm die Genossenschaftsbewegung in den späten vierziger Jahren ihren Anfang. Besonders wichtig war für die Bauern der Aufbau einer eigenen zentralen Dachorganisation zur Vermarktung ihres Kaffees, weil sie aufgrund ihrer isolierten geographischen Lage von den Zwischenhändlern sehr viel niedrigere Preise erhielten, als an der tansanischen Küste gezahlt wurden. So entstand die Kagera Cooperative Union als Zusammenschluss von heute 140 Einzelkooperativen. Eine der wichtigsten Leistungen von KCU war der Aufbau der 1958 eröffneten Fabrik Tanganyika Instant Coffee Company Ltd. (TANICA), über die Teile der eigenen Produktion zu Instantkaffee weiter verarbeitet werden. TANICA gehört zu 90 % KCU, die restlichen 10 % hält das staatliche Tanzanian Coffee Marketing Board. Mit der Liberalisierung der Wirtschaft Anfang der neunziger Jahre gewann auch KCU mehr Handlungsspielraum. 1992 erhielt die Organisation als erster Kleinbauernverband eine landesweite Lizenz für die Kaffee-Auktion in Moshi, die es erlaubt, dass KCU selbst exportieren und die Erlöse an die Mitglieder weiter geben kann. Höchstes Entscheidungsgremium ist die Hauptversammlung, in die alle Einzelkooperativen ihre gewählten Vertreter schicken. Die Hauptversammlung wählt den Vorsitzenden des Verbandes sowie ein Komitee, das diesen unterstützt.
Die Einzelkooperativen sind zumeist auf Dorf- oder Gemeindeebene organisiert und erfassen jeweils rund 1000 Mitglieder, die mit ihren Familien kleine Flächen bewirtschaften. Wichtigste Produkte für die Selbstversorgung und den lokalen Markt sind Bananen, Mais, Süßkartoffeln und Cassava. Robusta-Kaffee, schon seit langem in den umgebenden Wäldern heimisch, wurde von den Bauern in die traditionelle Mischwirtschaft integriert. Die Kagera-Region ist gegenüber anderen Landesteilen schlechter mit Infrastruktur ausgestattet; Transporte z.B. sind langwierig und teuer. Stellt dies für sich allein schon eine Benachteiligung dar, so sind die Bauern auch hinsichtlich ihres Verkaufsprodukts in einer schlechteren Position: Robusta-Kaffee erzielt niedrigere Preise als Arabicasorten und hat außerdem geringere Absatzchancen, da besonders die europäischen Verbraucher Mischungen mit höchstens 20 % Robusta-Anteil bevorzugen. Umso wichtiger ist für die Mitglieder von KCU die Möglichkeit, über ihren Dachverband einen bestimmten Anteil der Produktion zu günstigeren Bedingungen vermarkten zu können.
In der Kagera-Region wächst auf über 100 m Höhe ein qualitativ guter Robusta-Kaffee. Auch Arabica wird angebaut, jedoch in sehr viel geringerem Umfang (etwa 20 : 80). Erntezeit ist von September bis Februar. Nach dem Pflücken werden die Kaffeekirschen im Ganzen in der Sonne getrocknet, ohne dass zuvor das Fruchtfleisch entfernt wird. Während des Trocknens fermentiert das Fruchtfleisch und bildet die schützende Säure, die den charakteristischen Geschmack des Robusta- bzw. des sogenannten harten Arabica-Kaffees ausmacht. In der Verarbeitungsanlage TANICA wird dann das getrocknete Fruchtfleisch zusammen mit dem Pergamenthäutchen entfernt. Für den gepa-Kaffee Kagera Instant mischt man anschließend Robusta- und Arabicabohnen im ungefähren Verhältnis 3 : 1. Die Bohnen werden geröstet, verflüssigt und zu Pulver getrocknet; aus rund drei Kilo frischer Kaffeebohnen entsteht so ein Kilo löslicher Kaffee. KCU zahlt den Bauern einen Abschlag bei Lieferung ihres Rohkaffees und die Restsumme im August, nach Abschluss des Geschäftsjahres. Zwischen der gepa und KCU ist vertraglich vereinbart, dass der gepa-Mehrpreis direkt den Einzelkooperativen zugute kommt. Eine zusätzliche Entwicklungsprämie fließt in einen Fonds, aus dem soziale, wirtschaftliche oder Bildungsmaßnahmen für die Kooperativen finanziert werden.