Koreaa, Naturwein (Orange Wine ), trocken, vegan. Spontanvergorener Gemischter Satz von roten und weißen Sorten wie Weißburgunder, Scheurebe und Zweigelt. Ungeschwefelt, ungeschönt, ungefiltert (daher dezente natürliche Hefetrübung).
Weingut Judith Beck, Gols – Burgenland, Österreich.
12 % Alkoholgehalt. Verschlossen mit Kork.
14,90 Euro pro 0,75-l-Flasche
Geschmack
Helle orangerötliche Weinfarbe, zart und opal. Am Anfang erfrischend, crisp und leicht im Mund, dann intensiver, würziger, zartbitterer Grapefruit-Geschmack. Pur, rein. Ein sehr bekömmlicher Wein, der geschmacklich überraschen kann und sich zugleich angenehm trinken lässt. Gibt Schluck für Schluck seine bezaubernde Einfachheit preis – die Flasche ist sehr schnell leer. Das Einfache ist auch beim Wein das schwerste.
Essen
Universal einsetzbar: Pizza, Pasta, Humus, Salate, Gemüse, junger Käse, Fisch, Geflügel …
Weingut
Judith und Uli Beck haben das Weingut in Gols am Neusiedlersee in den letzten 15 Jahren konsequent Richtung Biodynamik und Naturwein entwickelt. Sie sind keine Konformisten. Das hat Auswirkung auf die Weine, die ungekünstelt, pur und trotzdem fein wirken. Damit sind sie weitab vom österreichischen Wein-Mainstream verortet. Insbesondere die in kleinen Mengen erzeugten Naturweine der Becks haben Kultstatus. Sie werden mit viel Handarbeit ohne jegliche Zusatzstoffe erzeugt und schmecken gänzlich anders als Weine aus dem Supermarktregal – man muss sich auf sie einlassen und sich dem unbekannten Geschmack öffnen. Es lohnt sich.
Koreaa
Die Trauben wachsen in Gols am Neusiedlersee in einem Weingarten namens „Korea“. Keiner weiß in Gols, warum er so heißt, der amtliche Name ist „Fürstliches Prädium“, wogegen die Golser Weinbauern, die die Lage seit Kriegende bewirtschaften, irgendwann wohl rebellierten, erinnert der Name doch an die jahrhundertlange Unterdrückung durch Adel und Katholische Kirche im Habsburgerreich. Gols ist eine protestantische Enklave im katholischen Österreich. Seit den 1950er Jahren sagen die Golser „Wir gehen ins Korea arbeiten“. Ursprünglich wurde der Weingarten mit Scheurebe und Weißburgunder bepflanzt, abgestorbene Reben wurden im Laufe der Zeit kunterbunt nachgepflanzt nicht nur mit weißen, auch mit roten Sorten wie Zweigelt. So gibt es im Korea heute wieder mehr Vielfalt. Besonders ist, dass Judith Beck den Weinberg nicht – wie Usus nach Rebsorten getrennt erntet, sondern als „Gemischten Satz“: alles ohne Trennung an einem Tag. Anschließend werden alle Trauben zusammen zu Wein vergoren. Das ist die alte bäuerliche Methode des „Gemischten Satzes“, die hier jedoch nicht rustikal grob praktiziert wird, sondern fein, mit Fingerspitzengefühl.
Herstellung
Die Maischegärung (Saft und Beerenschalen gären zusammen) gibt dem Weine eine schöne orangerötliche Farbe, die von den roten Sorten kommt. Anschließend wird der Weine viele Monate lang in alten Holzfässern gereift. Es wird ihm - anders als bei konventionellem Wein - nichts zugesetzt: keine Hefe, kein Schwefel, kein Zucker, kein Schönungsmittel, da auf „Schönung“ ebenso verzichtet wird, wie auf Filtration. Daher besitzt er eine opale hellorange Farbe mit dezenter natürlicher Hefetrübung.
Wissen
Was unterscheidet einen Naturwein (Orange Wine) von einem konventionell erzeugten Wein? Konventionelle Weine und auch viele Bio-Weine werden mit Schwefel konserviert. Die Aromen des Weins sind natürlicherweise flüchtig und instabil – durch den Schwefel werden sie künstlich stabil und gebunden. Der gesamte konventionelle Weingeschmack beruht darauf. Zudem werden konventionell erzeugte Weine meist filtriert um sie vom Hefetrub zu befreien, der von der Gärung noch im Wein ist. Dabei entsteht die cleane Farbe, aber es geht auch einiges verloren: Geschmack, Aromen, Natürlichkeit. Oft wird der Wein mit Schönungsmitteln auch noch geklärt (sog. „Schönung“).
Anders die Naturwein-Methode: sie verzichtet auf Eingriffe und chemische Zusatzstoffe. Der Wein wird auf natürliche Weine stabil: Die Herstellung ist langwieriger, die eingemaischten Trauben werden nicht sofort abgepresst, vielmehr bleibt ihr Saft einige Tage lang in Kontakt mit den Beerenschalen. So werden aus den Beerenhäuten Farb- und Gerbstoffe (Tannine) gelöst, die antibakteriell wirken und den Wein zusätzlich stabilisieren. Nach der Gärung verbleibt der Wein noch sehr lange in Kontakt mit seiner natürlichen Gärungshefe, die sich allmählich am Fassboden absetzt und den Wein ebenfalls antibakteriell schützt.
Resultat ist ein Wein, der sich im Glas mit Luftkontakt verändert, er wird farblich dunkler und seine Aromen changieren im Duft und Geschmack. Das ist aufregend und macht den Genuss zu einem kleinen Abenteuer. Zudem schmecken Naturweine oft leichter und ungekünstelter, weil sie eben nicht auf einen sortentypischen, marketinggerechten Einheitsgeschmack getrimmt werden. Es sind im wörtlichen Sinne befreite Weine, vergleichbar eher mit einem Craftbier als mit konventionellem Wein.
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